Touren in Österreich

Scharnitzspitze (2463m), Südwand – Spitzenstätter/ Baldauf

06.07.2019

Die Tour mit der Monsterschuppe

Endlich klappt mal eine Tour mit Wahlinnsbrucker Fabi – und dann auch gleich eine im Pause-Extrem-Fels – das kann nur gut werden! 🙂

Im Leutascher Tal stellen wir das Auto ab und radeln hoch zur nett gelegenen Wangalm. Dabei kommt man ordentlich ins Schwitzen – allerdings tröstet der Gedanke an die spätere, knieschonendste Variante eines Abstiegs, wenn man mit ein paar Alm-Knödeln und diversen Bierchen im Bauch einfach nur runterrollen lässt.

Die Fingerspitze auf Tuchfühlung mit der Scharnitzspitze

Es gibt Pause-Touren mit deutlich längeren Zustiegen als hier. Deshalb stehn wir auch bald drauf am Wandfuß nachdem wir noch kurz sabbernd zum Schüsselkar rübergespitzt haben.

Die eindeutige Schlüsselstelle der Tour wartet bereits in der dritten Seillänge auf den noch etwas fingersteifen Kletterer. Hellwach sollte man allerdings schon von Anfang an sein, weil der schrofige Fels zu Beginn als absolut unzuverlässig zu bezeichnen ist – egal ob man die linke oder rechte Variante am Vorbau wählt. Wir können uns nicht drauf einigen wer die ungeraden Seillängen klettert, also wird geknobelt. Schere, Stein, Papier – die Crux die gehört mir!

Also rein ins Vergnügen. Wir nehmen die rechte Rampe und deponieren unsere Rucksäcke. Mit Samtpfoten belaste ich den Brösel, versuch mich ganz leicht zu machen. Hält. Im fliegenden Wechsel schnappt sich Fabi nun die etwas steilere 2. SL, bevor es im gelben Fels um die Wurscht geht. Soll ein giftig-kleingriffiger VIIer sein. Schau ich mir an. Zunächst vom Stand weg senkrecht hoch bis ich die bogenförmig nach rechts ziehende, erstaunlich großgriffige Rissspur in die Hand bekomme. Nach ein paar Metern zieht sich der Riss nun aber zu und wird zur unbrauchbaren, seichten Verschneidung, so dass man in die Wand rechts davon gedrängt wird. Der Fels ist hier sehr kompakt, Griffe + Tritte Mangelware: die Schlüsselstelle. Man steht hier schon ein gutes Stück rechts vom letzten Haken und der nächste Clip kommt erst nach der Crux. Noch nicht ganz bei der Sache und evtl. auch noch etwas ausgelaugt von der Peru-Expedition mach ich mir da leider etwas ins Höschen anstatt kurz zu Beißen. Aber was solls – wird eben kurz genullt – und selbst das fühlte sich schon recht anstrengend an. Danach wird es einfach – in einer Riss-Verschneidung geradeaus hoch und dann scharf nach links zum Stand:

Fabi – unmittelbar hinter der Crux. Ganz unten links sieht man noch unsere Rucksäcke

Das Highlight der Tour kommt direkt im Anschluss: Eine riesige Hangelschuppe, die beim Anschlagen so klingt – als würde der ganze Berg brummen. Beinahe horizontal wird vom Stand weg nach links gehangelt um die linke Begrenzungswand zu erreichen. Diese steil, aber an wunderbaren Griffen wie in der Kletterhalle nach oben.

Fabi will die Schuppe nicht mehr loslassen
Kurz unterhalb vom Stand am Ende der 4. SL

Das Gelände wird nun leichter im grauen Felsteil. Entlang der Schwachstellen und in schön zu kletterndem Kalk kommen wir schnell voran. Ein aus der Ferne bedrohlich ausschauender Überhang in SL 8 löst sich entspannt auf. Nach nur 260m verteilt auf 9 SL stehen wir pünktlich zum sommerlichen Wolkenbruch auf dem Gipfel. An der Zugspitze geht schon die Welt unter, also schnell noch in die Kamera gelacht, Schuhe gewechselt und Beine in die Hand genommen:

Blick zur Zugspitze
Blick ins Oberreintal und GAP
Querung in die Scharte zur Abseilpiste
Meine Bergsteigersandalen

Steckbrief Scharnitzspitze, Südwand „Spitzenstätter – Baldauf“

  • Schwierigkeit: VII (eine Stelle), VI obl.
  • Absicherung: Stände gebohrt (sanfte Sanierung), dazwischen an heiklen Stellen einzelne Bohrhaken + einige NH
  • Hoch / runter: ca. 1000hm Zustieg, 260m Kletterei auf 9SL

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