Touren in Italien

Mur de Pisciadu (2530m), Aquafun

17.06.2023

MSL-Sportkletter-Neoklassiker über Kolfuschg

Aufstehpanorama @Dolos
Frühstück mit Panorama
Und noch mehr Panorama…egal wo man hinschaut

Nachdem Tobi und ich am Vortag gleich mal zum Start unseres langen Dolo-Wochenendes den Mittelpfeiler am Heiligkreuzkofel geknackt hatten, stand heute mit dem Neoklassiker Aquafun ein Kontrastprogramm der mental entspannteren Art an. Aus vereinzelten Schlaghaken und Holzkeilen werden Bohrhaken in einer Dichte, wie im Klettergarten. Ging es gestern noch im Zickzack durch die Wand, muss man heute einfach nur schnurstracks geradeaus die Wand hinauf. Musste am Mittelpfeiler noch lange Zugestiegen- und Zugeklettert werden, steht man am Pisciadu ruckzuck am Einstieg. Einzige Parallele: der Ausstieg. Glaubt man von unten noch auf einen markanten Gipfel zu klettern, steigt man plötzlich auf einem felsenwüstenartigen Plateau aus.

Eigentlich wollten wir ja endlich Sonne tanken auf der Sella-Südseite am Piz Ciavazes. Ein MTB- Rennen oben am Grödnerpass machte uns aber blöderweise einen Strich durch die Rechnung. Gut, dass Tobi eine wandelnde Routen-Datenbank ist. Noch beim Runterrollen war das Ersatzprogramm gefunden. Der Parkplatz vom Rifugio Pisciadu – Normalweg ist ein wunderbar gelegener Startpunkt und auch Stellplatz für die Nacht. Direkt unter den Wänden gelegen, an einem Gebirgsbach mit kleinem See. Von hier starten wir und sind nach ca. 45min am Einstieg. Wir klettern überschlagend, ich mache den Anfang:

1.SL (VI): Erst übers Schneefeld hüpfen und gleich geht die lässige Henkelzieherei los. Anfangs noch mit kalten Flossen, doch kaum auf Betriebstemperatur herrschen ideale Verhältnisse in perfekt trockener Wand. Fun hat man hier nämlich nur ohne Aqua!

Am Einstieg
Am Stand nach der 1. SL

2.SL (V+): Entspannte Plaisirkletterei in top strukturiertem, festem Fels.

3.SL (VI+/VII-): Eine Highlight-Länge! Die superkompakte, steile Platte löst sich Zug für Zug sensationell an Sanduhren und versteckten Pockets auf.

4.SL (VI+): In ähnlich genialem Stil weiter geradeaus.

5.SL: 60m Gehgelände über das große Schuttband bis unter die ab hier steilere, alpiner ausschauende Headwall.

6.SL (VII): Das Auge trügt nicht. Nun muss man etwas mehr zupacken, wobei es schon eher ein sanfter Siebener ist, aber vielleicht liegts auch an der guten Absicherung. Immer den BH folgend diagonal nach rechts kletternd in einen Gufel und aus diesem rechts ums Eck querend, etwas umständlich 2m abkletternd zum Stand.

7.SL (VI+): Wieder feinste Wand- und Verschneidungskletterei.

8.SL ( VII) & 9.SL (VI-): Tobi kombiniert die zwei kurzen, ebenfalls ganz toll zu kletternden Seillängen.

10.SL (VI) & 11.SL (V+): Mit 60m-Seilen lassen sich auch die letzten beiden Längen problemlos kombinieren. Die letzten Meter tanzen etwas aus der Reihe und bringen Abwechslung der nassen und etwas brüchigen Sorte. Klassisch folgt die Route hier der markanten Verschneidung, lässt die beeindruckenden Überhänge rechts liegen. Die BH relativieren die Ernsthaftigkeit allerdings.

Und wie anfangs schon beschrieben zieht man sich mit dem letzten Zug über die Kante und steht auf dem Hochplateau des Planeten Sella. Leider ist das Rifugio in der Nähe noch geschlossen, aber in maximal einer Stunde ist man von hier aus eh wieder am Auto und Gebirgsbach sei Dank gibt’s auch immer ein kühles Bier auf eine zurecht oft gelobte, alpine Sportkletter-Tour.

Steckbrief Mur de Pisciadu, Aquafun:

  • Schwierigkeit: VII (VI obligat.)
  • Absicherung: fast wie in der Kletterhalle. Nur in den leichteren Abschnitten sind die Abstände größer
  • Schlosserei: Gurt mit 12 Exen vollhängen und los geht’s

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