Touren in Deutschland

Zugspitze (2962m), Jubiläumsgrat

19.09.2014

Himmelsleiter auf Speed

Der Paradegrat Deutschlands und vielleicht sogar darüber hinaus. An schönen Wochenendtagen gerne auch mal ziemlich überlaufen, entschieden sich Thomas und ich ganz spontan unter der Woche einen Tag frei zu nehmen, um eine Tagestour draus zu machen. Meine erste Himmelsleiter überhaupt und gleichzeitig eine ganz neue Erfahrung in Sachen freiem Gehen bzw. Klettern in teilweise doch ziemlich ausgesetztem Gelände. Dementsprechend groß waren Vorfreude und Anspannung als wir früh morgens, zusammen mit den Angestellten vom Gipfelkomplex (Hotel, Restaurant, Bahn, Souvenierladen und weiß der Geier was da oben noch alles hingebaut wurde) die erste Gondel nach oben nahmen.

Der Plan war, den 8100 Klettermeter langen Grat von Zugspitze bis Alpspitze in einem Rutsch zu gehen und möglichst sogar noch die letzte Alpspitzbahn zurück ins Tal zu erwischen. Schaut man sich die angegebenen Gehzeiten an für diese Tour (6,5h von Gipfel-Gipfel) – ein fragliches Unterfangen. So zumindest die Theorie.

Das Wetter ist bombastisch, wir sind nahezu alleine unterwegs, machen noch ein Selfie auf dem Zugspitzgipfel und laufen los.

7:50 Uhr

Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein haben wir außer dem angelegten Klettersteigset noch ein Einfachseil + Kletterausrüstung im Rucksack. Es dauert nicht lang, bis man auf die ersten Kletterstellen (bis III-) trifft. Wir fühlen uns gut, lassen deshalb die Ausrüstung stecken und gleiten frei dahin. Schnell sind wir im Flow, halten nur ab und zu an, um ein Bild zu schießen und die Aussicht zu genießen, rennen aber gleich wieder im Eiltempo weiter. An einer Seilschaft traben wir vorbei, verlieren sie kurz drauf aus dem Blickfeld. Immer weiter. Der Grat ist ein ständiges auf und ab aus Gehpassagen, kurzen Klettersteigabschnitten und aber auch längeren Kletterstellen.

Die links liegengelassene Seilschaft haben wir bereits so weit abgehängt, dass wir uns zum ersten Mal fragen, wie schnell wir eigentlich unterwegs sind. Plötzlich taucht das Biwak vor uns auf. Ein kurzer Blick auf den Stundenzeiger der Uhr verrät – wir sind nicht nur gut in der Zeit – sondern brutal schnell. „Warum nicht das Tempo beibehalten?“ – denken wir uns in diesem Moment, schieben uns einen Schokoriegel rein und rennen weiter.

Nur an der senkrechten Klettersteigpassage der Vorkarspitze setzen wir das Klettersteigset kurz ein. Joggend, oder zumindest im schnellen Schritt am Hochblassen lins vorbei, wie im Wahn die Gegensteigung zur Alpspitze hoch.

Nun der Blick auf die Uhr.

Anhand des Zugspitzgipfel-Selfies errechnen wir unsere Gehzeit: 3h20min

11:10 Uhr

Trotz des anfänglich noch halbwegs entspannten Starts einfach mal die angegebene Zeit halbiert. Krasse Nummer – weil ungeplant und in Bergstiefeln, mit viel zu viel unnützem Zeugs im schweren Rucksack. Geht natürlich auch noch schneller: Den derzeitigen Speedrekord hält wohl Robert Grasegger (R.I.P.) mit 1h56min.

Die Beine sind am nächsten Tag etwas matschig – aber das ist uns zurück im Büroalltag ziemlich wurscht. 😉

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