Touren in Österreich

Wilde Leck (3359m), Ostgrat

29.07.2021

Alpiner Kletterleckerbissen hoch über dem (noch immer) riesigen Sulztalferner

Das Zustiegs-Kletter-Verhältnis mag bei diesem Berg zwar arg zu Ungunsten des Vertikalsports ausfallen – dass es sich trotzdem mehr als lohnt spricht für das Gesamterlebnis und die phantastisch aussichtsreiche Genusskletterei am Grat – wenn man ihn dann endlich erreicht hat. 😉

Mit einer Übernachtung auf der Amberger-Hütte lässt sich die Tour um 2h entschärfen – wir aber rücken mit Thomas‘ Hotel auf vier Rädern + Bikes an, pennen auf dem großflächigen Parkplatz am Ortsende von Gries und machen eine Tagestour draus.

Bei Dämmerung geht’s los. Es dauert nicht lange bis man in die untersten Gänge schalten muss und sich die Klamotten vom Leib reißen will. Klatschnass geschwitzt kommen wir nach einer Stunde an der verschlafenen Hütte vorbei, stellen die Bikes ab und latschen weiter den Fischbach entlang. Das Hauptziel sieht man erst, wenn man nach einem ersten Bergrücken an der Moräne angekommen ist.

Raddepot an der Amberger Hütte
Fischbach unten, Sulztalferner oben

Schutt und Geröll gehen bald über in den unten flachen Sulztalferner. Steigeisen brauchen wir keine.

Wilde Leck in Sicht (oben rechts). Man sieht voll auf den Ostgrat
Auf dem Sulztalferner
Bereits abgebogen auf den Wilde-Leck-Gletscher

Von rechts mündet weiter oben der Wilde-Leck-Gletscher in den Ferner – diesen im Zickzack an großen Blöcken vorbei hoch bis zu dem Punkt an dem sich Zu-& Abstieg unterhalb der Wilde Leck – Südwand treffen. Hier machen wir Depot. Weiter und immer steiler werdend sucht man sich nun den leichtesten Trampelweg hoch in die Scharte zum Start des Grates.

In der Scharte angekommen, Blick hinunter zum Aufstiegsweg

Wir haben uns vorgenommen immer möglichst mitten auf dem Grat zu bleiben und auf die vielen Umgehungen zu verzichten. Das Seil können wir trotzdem anfangs noch einige Zeit im Rucksack lassen und genießen die flüssige, freie Kletterei und das hier oben nun perfekte Granitgestein.

Der erste richtig markante Felsturm wird normalerweise umgangen – wir bleiben aber unserer Linie treu und steigen zentral drüber – müssen danach allerdings zum ersten Mal das Seil auspacken um von dem senkrechten Zahn wieder runter zu kommen.

Im Anschluss flitzen wir nicht weniger schnell am laufenden Seil weiter die ausgesetzte Schneide empor. Die Tiefblicke, vor allem hinunter auf das weiße Gletscherplateau des Sulztalferners sind alleine schon den langen Zustieg wert.

An der Schlüsselstelle, einer trittarmen Verschneidung muss kurz etwas kräftiger gepiazt werden, bevor es in gewohnt flüssiger Manier dem bereits sichtbaren Gipfelkreuz entgegen geht.

Wüsste man nicht, dass ein besonders langer Abstieg bevorsteht, wäre man oben angelangt fast schon traurig, dass die tolle Kletterei viel zu früh zu Ende ist. Man sollte sich am gemütlichen Gipfel aber dennoch die Zeit lassen die Ötztaler und Stubaier Bergwelt in sich aufzusaugen – mit Ausblicken bis zur Wildspitze und rüber nach Italien.

Der etwas anspruchsvollere Abstieg via Südwestgrat sorgt für klettertechnischen Nachschlag und macht die Überschreitung perfekt. Immer den Spuren + Markierungen nach. Bei Bedarf kann im oberen Teil hier und da abgeseilt werden.

Der Kreis schließt sich an unserem kleinen Materialdepot. Wir sammeln ein und freun uns schon auf Bier und Schmaus auf der Amberger Hütte. Bis dahin zieht sich der Abstieg allerdings noch eine ganze Weile. 😉

Wäre uns nicht das Bargeld auf der Hütte viel zu schnell ausgegangen – wir würden vermutlich immer noch da oben rum sitzen, zwischen Hundertschaften an E-Bikern, die als Tagestour aus Gries hier hochgeschoben wurden.

Krönender Abschluss dieser Genusstour ist dann die rasante Downhill-Blitzabfahrt mit Mamas Citybike zurück zum Parkplatz. 😀

Steckbrief Wilde Leck, Ostgrat:

  • Schwierigkeit: IV (1-2 Stellen), oftmals II-III
  • Absicherung: an neuralgischen Stellen ein paar BH, ansonsten easy mobil absicherbar
  • Hoch / runter: ca. 2000hm insgesamt, 480m Kletterei am Grat
  • Übernachtung: Parkplatz Gries (dann langer Tag) oder Amberger Hütte (2135m)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.