02.03.2019 – 03.03.2019
Aussichtsberg über dem Schloss Neuschwanstein
Eigentlich wollten Tibi und ich an dem Wochenende nach Ehrwald – im Winterraum der Coburger Hütte schlafen und am nächsten Morgen via Südgrat auf die wunderschöne Sonnenspitze. Gekommen sind wir bis knapp hinter den Grenztunnel. Dahinter zog sich eine Lawine aus Reifen und Blech bis über den Fernpass. Nicht mit uns, dachten wir, ergoogelten eine Umfahrung über die Landstraßen und landeten zusammen mit halb Tesla-Holland in einer Sackgasse irgendwo im nirgendwo. Top!
Und nu? Kurz aus dem Fenster geschaut – schon bleibt der Blick am Säuling hängen. Markant steht er da über Füssen, Reutte, eigentlich dem gesamten Schwangau. Von dem 12-Apostel-Grat hat mir Thomas mal was erzählt. Geht doch sicher auch im Winter gut. Also umdisponieren!
Die 800 Höhenmeter hoch zum Säulinghaus nehmen wir sogar noch die Schneeschuhe mit, schmeißen diese aber bald schon in den Wald, weils nix bringt. Nach etwas Rumgeirre im dunklen Wald kommen wir an der unbewirteten Hütte an und machen es uns auf der Dachterrasse bequem:
Der nächste Morgen. Ordentlich verpennt im feuchten Zelt. Aber der Ausblick ist grandios:
Wir stapfen Richtung Nordwesten unterhalb der Südwände vorbei durch weichen Schnee. Das Gewühle durch den Pulverschnee geht uns dann irgendwann so dermaßen auf die Eier, dass wir beschließen uns einfach die Südwand zum Pilgerschrofen (=Start des 12-Apostel-Grates) hoch zu pickeln. Ging dank der gefrorenen Graspolster eh ganz gut:
Links der Lücke, wo Tibi im Bild oben steht steigen wir aus und erreichen den Grat. Hinten sieht man das Gipfelkreuz vom Pilgerschrofen. Haben wir den ersten Apostel etwa schon verpasst? Egal! Soll ja keine Pilgerreise werden. Also weiter in Richtung Säuling.
Apostel für Apostel kraxeln wir durch den meist losen Schnee den wunderbar luftigen Grat entlang. Oft wird an Latschenkiefern gesichert. Die Abseilstände sind eingerichtet. Macht richtig Laune, auch wenn man bei der Schneelage sehr vorsichtig zu Werke gehen muss.
In der Lücke nach dem 12. Apostel schaun wir uns den steilen Anstieg hoch zur Gamswiese (Plateau unterhalb des Säulinggipfels) ganz genau an. Neuschnee auf Steilgras – nicht so geil! Eigentlich wollten wir ja noch hoch auf den Hauptgipfel, aber im haltlosen Schnee Richtung Neuschwanstein den Berg runtersausen ist ja auch blöd. Also folgerichtig : Abbruch – wobei wir ja den 12-Apostelgrat eh schon hinter uns hatten. Vom Grat runter kommt man rustikal, indem man an dicken Tannen abseilt, bis man unterhalb der Südwand ein großes Schotterfeld erreicht.
Schöne Wintertour (die man sicher auch gut als ausgiebige Tagestour machen kann, bei frühzeitigem Start) – auch wenn es nix mit dem Gipfel wurde.
Steckbrief Säuling, 12-Apostelgrat
- Schwierigkeit: IV (1-2 Stellen), ansonsten meist leichter, dazwischen auch Gehgelände
- Absicherung: Latschenkiefern, Abseilstände sind eingerichtet
- Hoch / runter: 700hm Zustieg, 1200hm insgesamt