Soll übersetzt heißen: „Wenn der Vater mit dem Sohne“ – in unserem Falle allerdings eher „wenn die Väter ohne Söhne und Töchter“ oder „wehe wenn sie losgelassen…“.
Diese Tour war gleich aus mehreren Gründen ein Highlight:
- Drei Daddys mit Trainingsrückstand und Handicap schaffen einen lupenreinen Team-Rotpunkt
- Dafür dass man im Allgäuer Alpenvorland eher mit bröselig-schrofigem Kalkschrott rechnet, waren Fels und Kletterei ein wahrer Hochgenuss
- Joe legt einen neuen Kettenraucherrekord hin und schafft es an jedem Standplatz eine zu quarzen
- Statt gemeldetem Regen & Gewitter um die Mittagszeit wurden wir den ganzen Tag bei Kaiserwetter verbrutzelt
- Beinahe hätten wir nach der Tour genauso viele Halbe gesoffen wie Seillängen geklettert
- Persönliches Alpinklettercomeback, 9 Monate nach potenziell tödlichem Kletterunfall
Wir starten in der abtrünnig-gallischen Ösi-Enklave namens Jungholz, die sich bei der Grenzziehung aus unerfindlichen Gründen offenbar dagegen gewehrt hat zu Deutschland zu gehören.
Erst die Skipiste hoch, dann ab der Alpe kreuz und quer durch den teilweise steilen Wald. Es ist ultraschwül und Joe platzt schon halb der Schädel, weil er mit seinem Holland-Rad in der Rheinebene vergessen hat, was Höhenmeter sind.
Plötzlich ist ganz schön was los im Wald. Vor uns huscht ne Dreierseilschaft vorbei ins sausteile Schrofencouloir. Thomas‘ Auge zuckt kurz und schon nimmt er die Verfolgung auf.
Oben am Einstieg in einer luftigen Scharte ist dann Rushhour. Eine Zweierseilschaft ist bereits zugange. Wir lassen etwas zähneknirschend allen anderen den Vortritt. Joe raucht erstmal eine und futtert Bananen und Landjäger. Mein kaputter Fuß schlüpft widerwillig in den engen Kletterschuh. Thomas steht schon seit einer halben Ewigkeit bereit zum losklettern. Er ist so heiß auf die erste Länge, dass er sogar seinen Rucksack vergisst mitzunehmen. Joe „freuts“, weil er die erste 6er-Länge mit Extragepäck so nicht gleich geschenkt bekommt („ROOOT EIIIIIIINN!!!).
Die Route sucht sich, oft rechts vom Grat, meist an steilen Aufschwüngen, den besten Fels, der dann aber absolut premium-fest und griffig ist. Die ersten 5m von Seillänge 2 sind unserer Meinung nach die Crux. Ein kompakt-senkrechtes Wandl muss an kleinen Untergriffen, Leisten und Zangen im 6ten Grad erklommen werden. Die Nachsteiger vor uns langen beherzt in die Exen. Thomas aber steigt souverän vor, Joe und ich beißen uns durch. Damit ist der ausgerufene Gipfelschnaps als Prämie für den starken Team-Rotpunkt freigeschaltet. Ok…vermutlich hätten wir ihn auch so gesoffen – aber mit dieser freien Begehungsleistung schmeckt er noch besser als eh schon und Joe hat sich seine Standplatz-Kippe redlich verdient.
Nach 5 Seillängen gibt Thomas die Führung an mich ab und ich freu mich nach langer, nervenzerreibender Verletzungspause wieder auf den Vorstieg. Es gibt hin und wieder Auskneifmöglichkeiten rechts der Grattürme und Steilaufschwünge. Wir aber bleiben konsequent auf dem Grat und nehmen jeden Klettermeter mit. Wäre auch schad drum, weil bis auf 1-2 Verbindungslängen, die aber nicht stören, tw. sehr schöne, abwechslungsreiche Kletterei mit bester Aussicht geboten wird.
Es warten bis zum Gipfel weitere 5 Seillängen, drei davon im 5ten Grad, über steile Türme (SL 7), schöne Platten (SL 8), die originell per Spreizschritt erreicht werden (inkl. Gipfelbuch) und sogar eine Rissverschneidung zum Piazen (SL 9).
Nach der 9ten Seillänge ist man zwar noch nicht am Zinken-Gipfelkreuz, trotzdem aber auf einem traumhaft aussichtsreichen, exponierten Vorgipfel, der zum Rauchen und Schnaps trinken einlädt.
Cheers Jungs – es war mir ein außergewöhnlich lässiges Fest mit euch!
Kaum aus der Nordwand gestiegen brutzelt uns die Sonne gnadenlos den Saft aus der Birne. Streckenweise drahtseilversichert flitzen wir im auf und ab den Grat entlang, rüber zum Sorgschrofen und dessen Normalweg hinunter.
Beinahe wären wir noch im glitschigen Spalt steckengeblieben.
Deutlich langsamer als im Winter geht es die Skipiste abwärts zu Joes Bus, der doch tatsächlich sogar im Schatten parkt und mit einer endlos tiefen Kühltruhe voller Bier auf uns wartet. Vorbildlich rehydrieren wir uns achtarmig mit dem isotonischen Gerstensaft, bis zum Umfallen. Was kann es Schöneres geben?