27.08.2021 – 28.08.2021
Biwak, Gespenster, totale Röstis und viele Premieren
Es war der Start in unsere Wallis-Woche – mit dem großen Ziel, am Ende auf dem letzten fehlenden Gipfel unseres Seven-Summit-Projektes, der Dufourspitze, zu stehen. Jetzt rennt man natürlich nicht gleich von Null auf den höchsten Gipfel der Schweiz. Deshalb musste eine Akklimatisations-Tour her. Aber nicht irgendeine, sondern warum nicht gleich über die 4000er-Marke. Davon stehen im Mattertal so einige rum. Will man sich nicht gleich bei der Eingehtour schon den Stecker ziehen, muss man bei der Auswahl allerdings aufpassen, sonst kommst am Ende mit 3000 Höhenmetern in den Beinen wieder im Tal an. Ein ideales Aufwand-zu-Action – Verhältnis hat der Alphubel. Und wenn man ihn nicht von Saas Fee, sondern Täsch aus über den SE-Grat macht (Weg der Erstbegeher), wird aus einem Gletscherhatsch dann auch noch eine schöne Überschreitung draus.
Bisher immer am Wetter gescheitert, klappte nun nach einigen Anläufen auch endlich die erste Hochgebirgs-Gemeinschaftstour mit Marius & Marina – und was für eine!
Große Touren – großes Gepäck. Mit schweren Rucksäcken beladen, begann das Abenteuer an der kleinen Kapelle in Ottafe. Bier hat eben doch ein schlechtes Spaß/Gewichts-Verhältnis und Antje schleppte wie immer Unmengen an Frauenzeugs mit (Handcreme, Fußcreme, Gesichtscreme, wasweißichwas-Creme). Zwei Zelte, Hochtouren- und Koch-Equipment, Bialetti, Futter und Kameraausrüstung wollten auch mit. Der Gaumen lacht – der Rücken kracht. Aber was macht man nicht alles für ein bisschen Luxus am Berg?!
Schlappe 500 Höhenmeter sind’s bis zur Täsch-Hütte. Im Falle einer Übernachtung auf selbiger müsste man dafür am Gipfeltag so richtig büßen (1500hm zum Gipfel und wieder 2000hm runter). Deshalb (und weil Campen im Hochgebirge viel cooler ist) schlugen wir unsere Zelte weiter oben auf ca. 3100m direkt neben dem Gletschersee in phantastischer Lage auf. Highlight auf dem Weg dahin war Antjes erste Edelweiß-Begegnung, die mit wahren Foto-Orgien gefeiert wurde.
Der Camping-Spot hatte einfach alles: Ebene Flächen für die Zelte, Windschutz, eine Kühl- und Gefriertruhe, Eis und perfekte Sicht auf die Hörnerparade (Matterhorn, Obergabelhorn, Zinalrothorn, Weisshorn).
So richtig wach wird man am nächsten Morgen erst, wenn die Bialetti pfeift. Gepfiffen hat nachts auch Antjes Luftmatraze – aber nur kurz, denn dann war die Luft raus und wollt nimmer rein.
Die Zelte konnten wir stehen lassen und im Abstieg einsammeln. Abmarsch um 5:45 Uhr:
War es bis hierhin noch eine düstere, nebelverhangene, kalte Angelegenheit reißt oben am Sattel angekommen die Wolkendecke langsam auf:
Auf dem felsigen Teil direkt unterhalb der Eisnase machen wir kurz Rast. Nun kommt der technisch anspruchsvollste Teil der Tour. Steil genug um nicht stürzen zu wollen und heute zudem auch noch recht aper. Macht ihrem Namen alle Ehre – die Eisnase. Deshalb geh ich am steilsten Stück im oberen Teil auf Nummer sicher, setze die Eisschrauben ein und sichere nach. Antje fliegt ausgerechnet an dieser Stelle die Wasserflasche aus dem Rucksack und hat Glück, dass Marina trotz Hochtouren/ Steigeisen/ Eisflanken/ Eisschraubenrausdreh-Mehrfachpremiere offenbar immer noch einen Multitaskingkanal frei hat und die Flasche im Fallen fängt 😀
Gefühlt waren wir an diesem Moment auch eigentlich schon oben, weil es ab hier bloß noch flach quer über das riesige Gipfelplateau rüber zum unmerklich höchsten Punkt rüber geht. Die Anspannung fällt ab, der Gaumen juckt schon, weil er weiß was kommt.
Rundblick par excellence:
Nachdem der Gipfelschnaps leer gesoffen und die Umgebung aufgesaugt war, stiegen wir bei reichlich Gegenverkehr über den einfachsten Weg, die Ostflanke (Normalweg aus Saas-Fee), ab.
Trotz Zwischenstopp im Camp ziehen sich die 1500hm runter bis zur Täsch-Hütte dann nochmal etwas. Damit man die 500hm danach auch noch schafft, bietet die Hütte allerlei Leckereien an:
Suppen, Kuchen, Penner-Wein (Bild unten), Bier und Röstis in allen Variationen. Wer den Hals nicht voll bekommt (ich), bestellt sich am Besten gleich das „Totale Rösti“ mit allem was der Kühlschrank hergibt.
Zurück im Tal wird auf dem hübschen Campingplatz Attermenzen zur Feier des Tages dann noch das ein oder andere Bier verhaftet.
Steckbrief Alphubel, SE-Grat (Eisnase) ab Täsch:
- Schwierigkeit: PD+
- Hoch / runter: 500hm Ottafe bis Täsch-Hütte, 1500hm Täsch-Hütte – Gipfel
- Übernachtung: Täsch-Hütte (2701m) oder Biwak weiter oben