28.07.2020
Lichtblick im wechselhaften Bergsommer 2020 und endlich eine Dolomiten-Pause-Tour 🙂
Feinschmecker für Freunde des kurzen Zu- und Abstiegs, sowie mittleren Klettergrades. Wobei wir, das kann vorweggegriffen werden, so manche Schwierigkeitsangabe im Topo im nachhinein nicht ganz nachvollziehen können.
Die Wege von Thomas und mir kreuzten sich in diesem Urlaub gleich mehrmals. Vom gemeinsamen Campingplatz am Toblacher See aus war es nicht weit bis Cortina, daher fiel die Wahl auf die, nach „Extrem-Fels“-Maßstäben, eher genüssliche Pausetour.
Der Routenverlauf oben im Bild ist mit Vorsicht zu genießen und lässt noch ausreichend Potential, um sich zumindest im Zustieg botanisch wertvoll zu verkoffern. Also viel Spaß dabei!
Parkmöglichkeit am höchsten Punkt des „Ospedale Cortina“ – Komplexes. Erst über die Wiese, dann im Zickzack den direktesten Weg durch den Wald finden bis man auf den markierten Trampelweg kommt der hoch Richtung Forcella Pomagagnon zieht. An der Kreuzung oben im Geröllhang links abbiegen und direkt auf die Kante zugehen. Ab dort ist Spürsinn gefragt.
Vermutlich gibt es mehrere Varianten hoch zum Einstieg. Vielleicht haben wir auch eine neue Variante eröffnet. Ging auch, war aber sicher spannender und botanischer als der Normalweg, über den nun auch 2 andere Seilschaften auftauchten. Auf der Suche nach dem ersten Standplatz trafen wir ein nettes, gemischtes Paar aus Osteuropa, die nach einem missglückten Versuch nun bereits das zweite Mal die Fiameskante in Angriff nahmen und uns mit, sagen wir mal, nicht ganz lehrbuchkonformen Sicherungsmethoden erstaunten. „That’s the way we do in Poland“ – Ah jach!
Der Einstieg der ersten Seillänge war dann anhand eines Foren-Photos auch bald ausgemacht und los gings. Die Seillängen bis zur eigentlich Kante lassen sich schnell zusammenfassen: Entspanntes IVer-Gelände durch eine Verschneidung, kurze Querung rechts raus und den Schwachstellen der plattigen Wand folgen bis zum großen Unterbrechungsband. Dort weit rechts raus queren (größtenteils Gehgelände) bis zum ersten Stand direkt links der Kante.
An der Kante beginnt die Tour dann so richtig.
Geklettert wird im Wechsel, oftmals lassen sich zwei Seillängen aneinander hängen. Am griffarmen, abdrängenden Kamin rechts der Kante wartet die erste Ver-Länge. Vielleicht lags an der monatelangen Corona-Kletterpause oder am Speck, aber fühlte sich seltsam anspruchsvoll an.
Es folgt die angebliche Crux durch einen glattpolierten Riss. Sieht schwer aus, löst sich aber dank der eingeklemmten Steine gut auf.
Die (vor?)letzte Seillänge stellt dann noch ein kleines Kuriosum dar. Im Topo als putziger IV+er angegeben steht man vor einer senkrechten, glatten Verschneidung mit abwärtsgeschichtetem Fels und gefühlt mehr Bohrhaken als im gesamten Rest der Tour. Was ist da denn los? Kleiner Scherz zum Schluss oder wie? Aber ging dann auch noch und nach einem absoluten Sahnetag stehen wir zusammen mit einigen Klettersteiglern vom Nachbargipfel auf der Punta Fiames!
Abstieg über die Forcella Pomagagnon, östlich der Punta Fiames. Nur Abwärtsgondeln ist noch entspannter. So kann der Bierdurscht umso schneller gelöscht werden:
Auf der Rückfahrt winken einem im Vorbeifahren die drei Chefs im Ring entgegen:
Steckbrief Fiameskante:
- Schwierigkeit: V+ (mit Tendenz zum VIer), bis zur Kante leichter
- Absicherung: Vereinzelt Bohrhaken an den schweren Passagen. Dazwischen einige NH. Standplätze alle eingerichtet und sensationell bequem
- Hoch / runter: 450hm Zustieg, Kletterlänge ca. 500m