07.04.2017 – 08.04.2017
Pausepremiere mit Wein, Bier- und Speckbegleitung
Eskalation bereits bei der Anreise. Die A8 war wie so oft am Freitagnachmittag wieder dicht. Deshalb dachten sich Simon und ich „warum vor der Alb im Stau stehen, wenn man genau so gut auch auf der Alb klettern kann“. Also hoch zum Reussenstein – ein paar Touren geschruppt und weil der Sonnenuntergang da oben so toll ist gleich auch ein paar Halbe reingestellt. Das Bier war gar so köstlich, dass wir davon auch nicht mehr weg kamen und im Tannheimer Tal angekommen gleich die Schlagzahl erhöhten. So muss sie wohl sein – die Tourenpremiere aus dem Pause-Extremfels-Sammelband. Die Szene am Nesselwängle-Parkplatz unten in einem Bild beschrieben:
Zu Chorizo-Bolo passt Primitivo ganz hervorragend!
Irgendwie haben wir den Notaus nicht finden können – mussten dann aber ja noch die 500 Höhenmeter den Berg hoch zu unserem Biwak an der Tannheimer Hütte. Ich erinner mich noch daran, wie wir mit Ghettoblaster unterm Arm, vollgepackt im Lichtkegel der Kopflampe den steilen Waldweg im militärischen Schweinsgalopp hochgerannt sind…wie im Wahn…vor Schweiß triefend.
Komplett verhagelt aufgewacht – am nächsten Morgen:
Hätten wir nicht noch ne Verabredung mit Thomas gehabt, der extra wegen dieser Tour an diesem frühen Morgen noch rübergefahren und zu uns aufgestiegen ist – wir wären vermutlich den ganzen Tag rumgelegen und dann abgestiegen.
Schlüsselstelle des heutigen Tages: das Aufstehen
Das Gute an der Route ist, dass sie gemächlich beginnt. Einfache Seillängen zum Rein- und Klarkommen bis zu dem kleinen Tannenwald unterhalb der „gelben Verschneidung“. Es sei denn man verkoffert sich gnadenlos – so wie wir – verpasst die offensichtliche Rampe nach rechts und geht stattdessen in die noch offensichtlicher viel schwierigere Via Barbara. So wird aus 5- eine 7. Spätestens nachdem wir unterhalb des 8er-Überhanges stehen, dämmert uns der Irrtum und wir seilen ab zur Rampe.
Und direkt vor uns ist sie nun…die legendäre „gelbe Verschneidung“ – Crux der Tour. Könnte aber auch „speckige Verschneidung“ heißen. Sogar der erprobte Albmarmor-Kletterer wundert sich hier, wie schmierig dieses Gestein über die Jahre werden kann:
Simon sieht den Stand
Dass das Gift der nächtlichen Trinkeskapaden in Form von schleimigen Ausdünstungen aus der Haut fährt ist nicht wirklich förderlich – aber irgendwie kommt man ja doch immer hoch. Simon steigt gleich weiter…oben nach links ums Eck. Man kann sich kaum verständigen. Es dauert eine Weile bis Thomas und ich ein, durch den Wind leicht zerfetztes, „blabla…Staaaand“ wahrnehmen und das gewohnte „SEEIILL FREEEIII“ zurück schreien. Das „blabla…“ sollte sich eine Sekunde später als „Ich sehe den….“ herausstellen. Wildes, verständlicher Weise, leicht panisch angehauchtes Geschrei war die Folge. Wieder was gelernt in Sachen „Kommunikation am Berg“. Kann auch in die Hose gehen sowas – aber Besoffenen passiert ja bekanntlich nie was.
Es folgen steile und wirklich nette Seillängen konstanter Schwierigkeit und auch Speckigkeit:
Fazit: wir wissen mittlerweile – es gibt schönere Pausetouren. Trotzdem ist die Rote Flüh aufgrund ihrer guten Zugänglichkeit, tollen Lage mit Blick ins Alpenvorland und den durchaus auch genussvollen Seillängen ihr kurze Reise wert.
Steckbrief Rote Flüh, Südverschneidung
- Schwierigkeit: VI+ (eher VII-)
- Absicherung: Stände gebohrt, dazwischen an heiklen Stellen einzelne Bohrhaken + einige NH
- Hoch / runter: ca. 700hm Zustieg, 11 SL auf 250m
- Übernachtungsmöglichkeit: Gimpelhaus (1659m) oder Biwak