Touren in der Schweiz

Altenalptürm (2031m), Reitgrat-Überschreitung

09.06.2025

Das (un-) dynamische Duo, Arm bzw. Fuß kaputt, beweist, dass man auch mit Handicap spektakuläre Touren erleben kann.

Die 1500 Höhenmeter Abstieg im Hinterkopf steigen Thomas und ich in Wasserauen erst einmal faul in die Gondel. Entlang des nördlichsten Kammes am Alpstein geht es nun über die gesamte Strecke mit allerfeinstem Rundum-Premium-Panorama dahin. Am herrlich exponiert gelegenen Schäfler-Berggasthof vorbei folgt man zunächst dem Wanderweg entlang des Kammes. Wo man diesen ins steile Gelände verlassen muss, ist uns noch nicht ganz klar.

Wir treffen auf ein osteuropäisches Gespann mit riesen Hochtourenpickel am Rucksack und fragen uns noch, ob die sich in der Jahreszeit geirrt haben. Wo der Einstieg zur Tour ist wissen sie jedenfalls nach einem missglückten Alleingangversuch ganz genau. Auch dass es alle 30-40m einen Bohrhaken in der Zustiegsflanke gibt. Gute Info.

Rückblick in den Sattel. Unten sieht man noch den Wanderweg und die osteuropäischen Bergkameraden. Ab hier gehts rechts in die Steilgrasflanke.

Ich verliere wie immer mit Schere im Schnick-Schnack-Schnuck, also macht Thomas den Anfang. Die Grasnaben sind noch schmierig, deshalb gehen wir ans laufende Seil und merken auch gleich, warum hier so viele Leute mit Tourenpickel unterwegs sind. Steilgras vom Feinsten. Dazu garniert mit losem Gestein und Schmierseife. Wir sind froh die Poleposition zu haben, folgende Seilschaften werden hier unweigerlich gnadenlos mit Steinen beschossen. Überall haben die Gämsen hingeschissen. Und wo die Gams hinscheißen kann, wird der zweite UIAA-Grad nicht überschritten. Ungeschriebenes Gesetz. Zumindest in der Schweiz.

Am Grat wird der Fels besser, vor allem da wo geklettert werden muss. Die Aussicht ist grandios hier oben und das Beste kommt noch – der Reitgrat – das Sahnestück der Tour.

Unten links – die Rasierklinge. Die Platten kumulieren im östlichen Altenalpturm darüber.

Messerscharf zieht sich der Grat nun zusammen und schwingt sich zum Finale auf in Richtung östlichem Altenalpturm. Dem Namen alle Ehre machend könnte man die gesamte Passage wie im Sattel sitzend durchschruppen. Danach hätte man bei dem gegebenen Reibkoeffizienten allerdings mit Sicherheit einen blanken Hintern. Macht richtig Laune teilweise reitend, mal hangelnd und kletternd.

Leider ist nach einer Seillänge schon Schluss mit dem Ausritt und es geht zurück ins schrofige Gämsenschissgelände. Die Türme werden der Reihe nach überschritten. Dazwischen gibt es scheinbar die Option durchs Steilgras nördlich abzusteigen in den Lötzlialpsattel. Zumindest sehen wir eine, dem Akzent nach zu urteilen, einheimische Seilschaft in der Flanke. Entspannter und definitiv sicherer, wenn auch zeitaufwändiger ist aber die Abseilpiste vom Westgipfel.

Etwas versteckt hinter einem Block geht es abwärts. Im Abstand von ca. 20-25m sind mustergültig bequeme und größtenteils steinschlagsichere Stände eingerichtet.

Am Sattel steigt man nun wieder in den Wanderzirkus ein und schlängelt sich an der Altenalpe vorbei runter zum Seealpsee. Die Influencer-Dichte steigt hier mit jedem Meter, den man dem idyllischen See näher kommt. Fast schon abartig was hier mittlerweile los ist.

Um sich am Seeufer die Füße abzukühlen muss man ein Ticket ziehen. Deshalb kühlen wir uns lieber mit zwei Hellen im Biergarten ab und genießen den Abschluss einer sehr gelungenen Genusstour.

Das Bier am Entstehungsort des Etikettmotivs trinken – hat schon was!

Steckbrief Altenalptürm-Traverse

  • Schwierigkeit: Gämsenschiss-IIer
  • Absicherung: In der Zustiegsflanke alle 30-40m ein BH, am Grat ab und zu BH an den exponierten Stellen
  • Schlosserei: 4 Exen + Schlingen
  • Hoch / runter: 700hm, Kletterstrecke im Aufstieg und am Grat hauptsächlich am laufenden Seil, 1500hm Abstieg

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